Die Corona-Pandemie ist seit nunmehr drei Jahren ein gängiger zeitlicher Massstab, der in zahlreichen Statistiken und Studien angelegt wird. So auch bei den Zahlen zum Schweizer M&A-Markt, der im ersten Jahr der Pandemie aufgrund der eingeschränkten Geschäfte deutliche Spuren davontragen musste. Doch diese Zeiten liegen weit zurück: Bereits im Jahr 2021 wurden bei den Fusionen und Übernahmen neue Rekorde aufgestellt, und 2022 zeigte bereits in der Jahresmitte deutliche Anzeichen dafür, ein weiterer Höhepunkt in der M&A-Geschichte zu werden. Wie aktiv dabei gerade kleine und mittlere Unternehmen waren, verdeutlicht Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich anhand einer Deloitte-Studie zu den M&A-Aktivitäten von Schweizer KMU.
Anstieg bei grenzüberschreitenden Aktivitäten am höchsten
Die Studie zeigt, dass sich das Rekordtempo bei den Übernahmen und Fusionen aus dem Vorjahr in der ersten Jahreshälfte 2022 fortgesetzt hat. Die ersten sechs Monate sahen sogar einen historischen Anstieg der Transaktionen mit Beteiligung von Schweizer KMU: Für das erste Halbjahr 2022 zählt Deloitte 133 Abschlüsse – das kommt einem Anstieg von knapp 14 Prozent gegenüber dem bisherigen Halbjahresrekord gleich. Dieser wurde im Vorjahr mit 117 Abschlüssen im ersten Halbjahr 2021 aufgestellt.
Wie Artan Qelaj hervorhebt, machten grenzüberschreitende Transaktionen den Grossteil der M&A-Geschäftes mit Schweizer KMU-Beteiligung aus und erreichten mit rund 74 Prozent ein Allzeithoch. Bei diesen internationalen Geschäften fielen die Wachstumsraten sogar noch höher aus und erreichten ebenfalls Rekordwerte: Sowohl bei Inbound- als auch bei Outbound-Transaktionen war ein noch nie dagewesener Anstieg von rund 25 Prozent zu verzeichnen. Konkret kletterte die Anzahl der ausgehenden Transaktionen von 32 im H1 2021 auf 40 im H1 2022, bei den eingehenden Transaktionen kam es zu einem Anstieg von 47 im H1 2021 auf 59 im H1 2022.
Schweizer M&A-Markt übertrumpft globales Transaktionsgeschehen
Wie der Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich anmerkt, hob sich die Schweiz mit diesen Rekordwerten für das erste Halbjahr 2022 deutlich positiv vom globalen M&A-Markt ab, der sich in demselben Zeitraum merklich verlangsamte. Weltweit ging in den ersten sechs Monaten des Jahres das Transaktionsvolumen um 17 Prozent zurück, der Transaktionswert schrumpfte sogar um 21 Prozent.
Hier dürfte die angespannte geopolitische Situation mit dem Krieg in der Ukraine eine ebenso wichtige Rolle gespielt haben wie die makroökonomischen Rahmenbedingungen, die von rekordhoher Inflation und steigenden Zinsen geprägt waren. Besonders die infolge des höheren Zinsniveaus steigenden Finanzierungskosten für Übernahmen dürften sich dabei negativ auf das globale Transaktionsgeschehen ausgewirkt haben.
Aus Sicht von Artan Qelaj belegen die M&A-Zahlen erneut die Sonderstellung der Schweiz und deren Attraktivität als Investitionsstandort, die er kürzlich bereits an anderer Stelle anhand aktueller Zahlen zum Venture-Capital-Geschäft im DACH-Raum dargelegt hat. Nicht zuletzt hat sich die Schweiz im vergangenen Jahr auch dem weltweiten Teuerungstrend widersetzt: Während die Inflationsrate sowohl in der Euro-Zone als auch in den USA Rekordwerte erreichte und vielerorts sogar zweistellig ausfiel, waren hierzulande bestenfalls milde Inflationseffekte zu spüren. Zwar erreichte die Teuerungsrate auch hier mit 3,5 Prozent im August 2022 den höchsten Stand seit fast 30 Jahren, seitdem ist die Inflation jedoch schrittweise wieder auf 2,8 Prozent gesunken. Auch dies macht die Schweiz zu einem absoluten Ausnahmefall in Europa.
Foto von Tanathip Rattanatum