Dass 2022 aus wirtschaftlicher Sicht enorme Herausforderungen mit sich brachte, ist wohl unter den meisten Menschen unstrittig. Wie sehr sich die angespannte makroökonomische Lage beispielsweise auch in der Zahl der Unternehmen niederschlug, die den Gang an die Börse wagten, hat der Zürcher Finanzunternehmer Artan Qelaj kürzlich bereits in einem Beitrag auf diesem Blog angesprochen: So sank die Zahl der IPOs weltweit gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 61 Prozent.
Doch in diesem Jahr hat sich das Blatt scheinbar gewendet – Zahlen des Datendienstleisters PitchBook zeigen einen starken Start in das Jahr 2023 für neue Unternehmen an den US-Börsen.
SPACs an der Spitze der Jungunternehmen an der Börse
PitchBook und Morningstar haben eine Reihe von Indizes entwickelt, um die Performance von Unternehmen zu verfolgen, die vor Kurzem vom privaten in den öffentlichen Markt übergetreten sind. Die aktuelle Reihe von Indizes umfasst ehemals VC-gestützte IPOs, vormals PE-finanzierte Börsengänge sowie Börsendebuts via Special Purpose Acquisition Companies, sogenannte SPACs.
Wie Artan Qelaj hervorhebt, zeichnet sich in diesen Indizes ein positiver Trend für das noch junge 2023 ab, denn Unternehmen, die kürzlich an die US-Börsen gegangen sind, haben einen überaus starken Jahresauftakt erlebt. Und angeführt wurde dieser Aufschwung von einer ganz besonderen Art von Jungunternehmen an der Börse: Privatunternehmen, die über eine SPAC an den öffentlichen Markt gegangen sind, hatten die grössten Zuwächse zu verzeichnen. So stieg der entsprechende DeSPAC-Index von PitchBook in den ersten sechs Wochen des Jahres um 25,7 Prozent. Der IPO-Index für vormals VC-finanzierte Unternehmen kletterte in demselben Zeitraum um 23,3 Prozent in die Höhe, während der Index für ehemalige Private-Equity-Zielunternehmen um 15,3 Prozent zulegte.
Ein Börsengang über eine SPAC hat sich also für die Performance als besonders zuträglich erwiesen. Doch was genau tun diese Special Purpose Acquisition Companies? Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich erklärt.
Was sind SPACs und wie funktionieren sie?
Bei einer SPAC handelt es sich um eine Zweckgesellschaft, die keiner eigenen wirtschaftlichen Tätigkeit nachgeht, sondern vielmehr als reines Akquisitionsvehikel dient. Sie wird einzig mit dem Ziel gegründet, über den Börsengang Kapital für den Kauf eines anderen Unternehmens zu beschaffen. Das Besondere: Zum Zeitpunkt des IPOs steht das Unternehmen, das mit den eingesammelten Mitteln gekauft werden soll, in der Regel noch gar nicht fest. Oft besteht im Vorfeld lediglich eine relativ vage Definition der angestrebten Art des Investments, beispielsweise bezüglich der Branche des künftigen Zielunternehmens. Anleger, die SPAC-Aktien kaufen, tun dies also nahezu blind und mit grossem Vertrauen in die Fähigkeiten der Gründer des Akquisitionszweckunternehmens, die sogenannten Sponsoren. Aufgrund dieser Tatsache werden SPACs auch häufig als Blankoscheck-Unternehmen bezeichnet.
Wie Artan Qelaj erklärt, stellt ein Erwerb durch eine Special Purpose Acquisition Company für das aufgekaufte Unternehmen einen alternativen Weg an die Börse dar. Dies ist besonders interessant für kleinere Unternehmen, die mit dem finanziellen und regulatorischen Aufwand eines klassischen IPOs überfordert sind.
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