Finanziell besonders gut gestellte Menschen dienen anderen oft als Vorbild, vor allem in Gelddingen. Die Theorie dahinter ist so einfach wie eingängig, haben sie doch ihr Vermögen nicht selten ihren guten Entscheidungen bei der Geldanlage zu verdanken. Dementsprechend interessant sind die Investitionsstrategien dieser exklusiven Personengruppe, die im Finanzwesen auch gerne «High Net Worth Individuals» (HNWI) genannt wird. Als diese werden international Personen mit einem Anlagevermögen von mindestens einer Million Dollar bezeichnet. In der Schweiz gilt als ein derartiger vermögender Privatkunde, wer über mindestens eine Million Franken an investierbarem Kapital verfügt. Eine Umfrage hat jetzt aufgedeckt, dass ein Anlagesegment in diesen elitären Kreisen auf wachsendes Interesse stösst: Privatmarktanlagen. Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich legt anhand der Studienergebnisse die nachvollziehbaren Gründe dar.
Diversifikation wurde 2022 wichtiger
2022 war eines der schlechtesten Börsenjahre der Geschichte, wovon wohl auch wohlhabende Investoren nicht verschont wurden. Besonders hart und noch dazu unvermittelt wurden Anleger und Anlegerinnen von der Tatsache getroffen, dass sowohl Aktien als auch Anleihen das Jahr mit einer Negativbilanz abschlossen – ein äusserst seltenes Phänomen, zu dem es seit den 1920er-Jahren lediglich dreimal gekommen ist. Dementsprechend stark hat das Thema Diversifikation an Bedeutung gewonnen, auch für die 300 vermögenden Schweizer Privatanleger, die Lombard Odier im Zuge einer Umfrage zu ihren Anlagepräferenzen befragt hat. Insgesamt 39 Prozent dieser wohlhabenden Investoren mit einem liquiden Vermögen von mindestens einer Million Franken gaben in der Online-Umfrage an, die Verbesserung der Risikostreuung bei ihren Investments zuletzt priorisiert zu haben.
Interessant ist aus Sicht des Zürcher Finanzunternehmers Artan Qelaj dabei der Weg, den die Befragten zu einem breiter gestreuten Portfolio gewählt haben: Dieser führte für einen Gutteil über alternative Investments, die in der Regel wenig mit den Börsenzyklen korrelieren. Der Ausbau der Alternatives-Quote im Portfolio zählte in der Umfrage zu den am häufigsten genannten Diversifizierungsinstrumenten: Insgesamt 42 Prozent der hochvermögenden Schweizer Anleger haben im zurückliegenden Jahr zu diesem Zweck den Anteil alternativer Anlagen und Privatmarktinvestments in ihrer Asset Allokation erhöht.
Hohe Renditeerwartungen und Schutz vor Abwärtsrisiken
Neben dem Diversifikationseffekt versprechen sich die Investoren von Private Assets vor allem einen entscheidenden Vorteil: einen Renditevorsprung gegenüber den öffentlichen Märkten. Mehr als ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass Privatmarktanlagen bessere Renditen bringen als die öffentlichen Aktienmärkte. Besonders jüngere Anleger setzen ihr Vertrauen in die Outperformance von Private Assets: 63 Prozent der unter 35-Jährigen glauben, dass in den privaten Märkten Überrenditen zu erzielen sind.
Vor allem in dieser jüngeren Anlegergruppe verknüpft man mit Privatmarktinvestments zudem eine weitere Erwartung: eine grössere Widerstandfähigkeit in turbulenten Marktphasen. Die unter 35-Jährigen setzen verstärkt darauf, dass sich mit Private Assets Abwärtsbewegungen an den Finanzmärkten abfedern lassen. Mit steigendem Alter nimmt der Glaube an diesen Zusatznutzen merklich ab. Nach Auffassung von Artan Qelaj ist das eine Fehleinschätzung der älteren Anleger, denn die Krisenresistenz von Privatmarktanlagen wie Private Equity ist historisch gut belegt.
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