Das Jahr 2023 markierte für Schweizer Start-ups eine signifikante Herausforderung in der Finanzierungsszene, bedingt durch die steigenden Zinsen, die zu einem Rückgang der Finanzierungsrunden um mehr als ein Drittel führten. Trotz dieser allgemeinen Tendenz zeigten sich in den Bereichen Cleantech, Robotik und Biotech weiterhin positive Entwicklungen.
Das Start-up-Ökosystem in der Schweiz, das sich im europäischen Vergleich in einer soliden Mittelposition befindet, erlebte einen deutlichen Rückgang der von Risikokapitalgebern bereitgestellten Mittel. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Gesamtsumme der investierten Mittel um mehr als 35% auf 2,6 Milliarden Franken, mit einem Median von 2,1 Millionen Franken pro Finanzierungsrunde. Dies stellt den ersten signifikanten Rückgang seit der Finanzkrise dar, hauptsächlich bedingt durch das Fehlen grosser Deals, oft mit Beteiligung aus den USA, und eine zurückhaltendere Investitionstätigkeit von nicht-strategischen Investoren wie Schweizer Family Offices.
Der Rückgang des Risikokapitals ist jedoch kein isoliertes Phänomen der Schweiz, sondern ein branchenweiter Trend, der auch in Deutschland und Grossbritannien mit Rückgängen von 47,1% bzw. fast 50% zu beobachten ist.
Trotz des schwierigen Finanzierungsjahres 2023 konnten Tech-Unternehmen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Robotik und Biotechnologie bedeutende Erfolge erzielen. In der Schweiz erhielt das auf nachhaltige Düngemittel spezialisierte Start-up Atlas Agro die grösste Finanzierungszusage mit 282,7 Millionen Franken. Auch die Robotik und Biotech-Branchen in der Schweiz verzeichneten signifikante Finanzierungsrunden, wobei Unternehmen wie Alentis und Noema sowie Anybotics, Ecorobotix und Distalmotion bemerkenswerte Beträge sichern konnten.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass trotz der generellen Zurückhaltung im Finanzierungsbereich spezifische Technologiefelder wie Cleantech, Robotik und Biotech weiterhin attraktiv für Investoren bleiben. Besonders in der Robotikbranche, die eine Gründungswelle vor etwa zehn Jahren erlebte, befinden sich viele Start-ups nun in einer entscheidenden Wachstumsphase.
Im Gegensatz dazu erlebten traditionellere Sektoren wie ICT und Fintech einen deutlichen Rückgang der Finanzierungen. Die aktuelle Situation bietet allerdings auch Chancen für Investoren, die nun zu vergleichsweise günstigen Preisen in vielversprechende Fintech-Unternehmen einsteigen können.
Interessanterweise blieben im Gegensatz zum europäischen Trend Finanzierungsrunden für reine KI-Dienstleistungen in der Schweiz aus. Trotz des zunehmenden Interesses und der Investitionen in KI weltweit, gibt es Bedenken hinsichtlich der Erreichung von Geschäftszielen und der Nachhaltigkeit von Bewertungen in diesem Bereich.
Während Frühfinanzierungen relativ stabil blieben, waren es vor allem die Unternehmen in der Late-Stage-Phase, die einen starken Rückgang der Finanzierung erlebten. Dies unterstreicht die derzeitige Vorsicht der Investoren bei der Skalierung neuer Produkte.