Das Exit-Geschehen am US-amerikanischen Venture-Capital-Markt als verhalten zu beschreiben war in den vergangenen Monaten eine starke Untertreibung: Seit dem ersten Quartal 2022 lief es bei den Ausstiegen VC-finanzierter Unternehmen so langsam wie seit langem nicht. Doch im dritten Quartal scheint sich eine Wende anzubahnen. Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich wirft einen Blick auf die aktuellen Zahlen des «PitchBook-NVCA Venture Monitors».
Weniger Deals mit weniger Kapitalvolumen
Was das Venture-Capital-Geschäft in den USA angeht, war 2021 mit 18.926 Transaktionen und einem Gesamtwert von 347,3 Milliarden US-Dollar ein absolutes Ausnahmejahr. Nichtsdestotrotz müssen sich die Folgejahre an diesen Rekorden messen lassen. Zwar hat sich die Zahl der vierteljährlichen Abschlüsse im vergangenen Jahr stabilisiert, doch liegen die Zahlen nach wie vor deutlich unter denen von Ende 2020 bis 2021. Tatsächlich verzeichnete das dritte Quartal 2023 die niedrigste Anzahl an Deals seit etwa drei Jahren, beim Transaktionsvolumen handelte es sich sogar um den niedrigsten Wert seit sechs Jahren.
Der Transaktionswert ging dabei in allen Finanzierungsphasen zurück oder stagnierte im Vergleich zum Vorquartal. Einzige Ausnahme war die Spätphase, die dank eines Grossdeals im Wert von 4 Milliarden US-Dollar das Ergebnis aus dem zweiten Quartal übertreffen konnte. Grosse Transaktionen sind zuletzt zunehmend selten geworden, was die PitchBook-Analysten zum einen dem Rückzug nicht-traditioneller Investoren zuschreiben und zum anderen auf finanziell gut aufgestellte Unternehmen zurückführen, die sich vom VC-Markt fernhalten, solange es in ihrem Interesse liegt.
Artan Qelaj stimmt zudem auch der Einschätzung der Studienautoren zu, dass die Zahlen des dritten Quartals vor dem Hintergrund der gesamtökonomischen Situation der vergangenen 18 Monate zu sehen sind, die durch unterschiedlichste Faktoren von der Weltpolitik bis zu den Umwälzungen durch generative künstliche Intelligenz zuletzt zahlreichen Veränderungen und Herausforderungen unterworfen war.
Ausstiegszahlen bieten Lichtblick am amerikanischen VC-Markt
Im dritten Quartal 2023 gab es jedoch auch einen Silberstreif am Horizont des Venture-Capital-Marktes in den USA. Die Branche scheint ihre Durststrecke bei den Exits überwunden zu haben: Der Wert aller VC-finanzierten Unternehmen, die im dritten Quartal aus dem Markt ausstiegen, belief sich auf 35,8 Milliarden US-Dollar – mehr als in den drei vorangegangenen Quartalen zusammen und der beste Exit-Wert seit dem vierten Quartal 2021. Insgesamt wurden in dem jüngsten Dreimonatszeitraum geschätzt 284 Exits vollzogen.
Auch wenn mehr als ein Drittel des gesamten Exit-Wertes durch lediglich zwei Börsengänge generiert wurde, betrachtet der Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich die jüngsten Ausstiegszahlen als positives Signal vom US-amerikanischen VC-Markt. Und auch die PitchBook-Analysten kommen zu dem Schluss, dass die Wagniskapitalbranche trotz aller aktuellen Herausforderungen nach wie vor gut positioniert ist, um die turbulenten Zeiten zu meistern.
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